Lack-Dose

Bitte versteht mich nicht falsch! Ich möchte mich hier nicht über Menschen lustig machen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Ich benutze täglich diese Sprache und mache trotzdem viele Fehler.

Die folgende Geschichte ereignete sich in einem guten, gepflegten Restaurant. Das Geschehene liegt schon viele Jahre zurück. Damals waren Lebensmittelunverträglichkeiten etwas Unglaubliches, so wie für viele heute das Gender-Sternchen.

Ich sass mit meiner Allerliebsten in diesem Restaurant. Ein paar Tage zuvor erfuhr ich von meinem Arzt, dass ich Milchprodukte meiden müsse, da mein Körper Laktose nicht verarbeiten könne. Mir war das so ziemlich furzegal, was mein Körper mit dieser Laktose anstellte, aber meine Allerliebste wollte mir die Bauchschmerzen und ihr meine Blähungen ersparen. Beim Bestellen des Essens fragte sie deshalb den Kellner, ob es Laktose im Hauptgericht habe. Der Kellner stutzte. Seine ungestutzten Augenbrauen zogen sich fast über seinen Kopf in die Höhe. „Was?“, fragte er mit leicht entsetzter, scherbelnder Stimme. Meine Frau wiederholte ihre Frage. Der Kellner wiederholte seine Reaktion. Er wolle in der Küche nachfragen und verschwand.

Wir sassen an diesem Tischchen in diesem wirklich angenehmen Restaurant. Eigentlich wollten wir die dort sensationell gekochten Speisen geniessen und keine Umstände bereiten. Meine Allerliebste, selber Gastroprofi, meinte lapidar, dass man im Service wissen müsse welche Zutaten die Gerichte beinhalten. Nach einigen Minuten kam der Kellner wieder zu uns an den Tisch. Er war aber nicht alleine. In seinem Schlepptau drei Herren in Kochkleidern. Sie sahen aus wie die drei Tenöre, einfach dass sie nicht hier waren um Arien zu schmettern. Der ältere Herr der dreien baute sich vor uns auf. Er schien ziemlich aufgeregt und sagte mit erregter, zittriger Stimme: „Herrschaften. Bei uns gibt’s nichts aus der Dose. Bei uns ist alles frisch!“

Stille. Dann prustete meine Allerliebste ungehemmt raus. Den letzten derartigen Lachanfall hatte sie, als sie mich zum ersten mal…ach lassen wir das.

Die drei Tenöre waren irritiert, so als ob sie was aus „La Traviata“ singen wollten aber der Kapellmeister was von „Helene Fischer“ anstimmte. Der Kellner verzog sein Gesicht, so als würde das Orchester „Helene Fischer“ spielen und ich versuchte das Missverständnis zu klären. Es dauerte ein Weilchen, bis „Plàcido“, „Luciano“ und „José“ begriffen, dass ich Laktose-Intolerant war. Während meine Allerliebste stossweise kleine Lachsalven ausstiess, so wie ich Luft nach Laktose-Konsum, versicherte mir der eine des Trio’s, dass sie selbstverständlich meinen Hauptgang für mich laktosefrei zubereiten würden. Sie verschwanden wieder in der Küche und meine Frau beruhigte sich langsam. Jedes Mal, wenn der Kellner an den Tisch kam, oder wir ihn sahen, gluckste sie wieder auf. Sie ist eben eine Frohnatur, meine Allerliebste. Endlich beruhigte sie sich.

Das Essen war köstlich, hervorragend gekocht und für mich gänzlich laktosefrei. Als wir die ganze Sache schon beinahe vergessen hatten und die Rechnung verlangten, kamen die drei Köche an unseren Tisch mit einer Erinnerung an diesen Abend: eine Dose Ravioli. Alle drei lachten nun los und es klang fast so wie ein „Multi Furioso“ der drei Tenöre, allerdings massgeblich gestört vom lauten Glucksen meiner Frau.

Eine Antwort zu „Lack-Dose”.

  1. Markus Vogt

    Einfach herrlich😂😂😂
    Ich frag mich jetzt nur ob Du… ein toller Geschichtenerzähler bist und diese erfindest oder ob Du ein begnadeter Geschichtenerzähler bist und diese wirklich erlebt hast🤔
    Da kommt mir doch grad die eine oder andere Szene unserers gemeinsamen Keller-Theaters am Lettenweg in den Sinn😂😂😂

    Sali Markus
    Tatsächlich erlebtes, natürlich etwas dramaturgisch angepasst. In Allschwil vis-a-vis vom Feuerwehrmagazin war die Antwort auf meine Frage, ob ich auch was ohne Laktose haben könnte: „Hier alles frisch, nix aus Dose!“
    Gruss Renato

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